An der ANGELL Akademie verwandelte sich der Unterricht für eine Woche in ein spannendes Abenteuer: Das Projekt „Fliegendes Klassenzimmer“ entführte Schüler*innen und Lehrkräfte an ungewohnte Lernorte, wo abstrakte Themen greifbar und Theorien lebendig wurden.
Der Höhepunkt des Ganzen? Der Präsentationsabend am 6. November, der die Akademie für einen Abend in eine bunte Ausstellung von Ideen und Projekten verwandelte – und, ehrlich gesagt, auch die Frage aufwarf: „Warum kann Schule nicht immer so sein?“
Bereits beim Betreten des Foyers war die Atmosphäre eine Mischung aus Vorfreude und Spannung. Eltern, Lehrkräfte und Mitschüler*innen plauderten bei einem leckeren Buffet, bevor sie sich auf eine kleine Entdeckungstour durch die Präsentationsräume begaben. Wer dachte, er würde nur ein paar Schulthemen präsentiert bekommen, lag ziemlich falsch.
Nach der Begrüßung durch die Schulleitung und einer Einführung in die Idee des „Fliegenden Klassenzimmers“ durch das Moderationsteam eröffnete ein Gitarrenvortrag von Robert Dondan den Abend.
Das Thema Migration und Identität fand eine künstlerische Annäherung im Projekt „Musik und Migration“ des Fachbereichs Gestaltungs- und Medientechnik. Als Ausgangspunkt diente ein Besuch im Vitra Design Museum, wo der Stuhl als Symbol für Zugehörigkeit und gesellschaftliche Teilhabe in den Mittelpunkt rückte.
Mit Fotografien, Grafiken, Musik und Texten entwickelten die Schüler*innen ein vielschichtiges Werk, das kulturelle Vielfalt auf künstlerische Weise erfahrbar machte.
Gesellschaftliche Fragen wurden auch im Deutschkurs aufgegriffen. Im Minidrama „Steh auf!“ setzten die Schüler*innen den Stuhl als Sinnbild für soziale Rollen und Hierarchien ein. Humorvoll und zugleich tiefgründig verdeutlichte das Stück, wie soziale Normen und Platzzuweisungen unsere Position in der Gesellschaft beeinflussen und unser Verhalten formen.
Gleich daneben stritten sich für das Fach Pädagogik und Psychologie zwei alte Bekannte: Sigmund Freud und Carl Rogers. Im Rollenspiel setzten die Schüler*innen die beiden Psychologie-Giganten in Szene, ließen die Psychoanalyse auf den Humanismus treffen und brachten so das Publikum zum Schmunzeln und Nachdenken zugleich.
Eine weitere Projektgruppe beschäftigte sich filmisch mit den Mechanismen der Konditionierung.
In Geschichte und Gemeinschaftskunde ging es dann in die Hauptstadt. Berlin, die geteilte Stadt, die so viel an Geschichte und Mahnung in sich trägt. Die Schüler*innen hatten in ihren Filmen historische Orte wie den Checkpoint Charlie und die East Side Gallery dokumentiert, interviewten Passantinnen und ließen ihre Eindrücke in die Erzählungen einfließen.
Diese „Spurensuche“ durch das Berlin der Nachkriegszeit und Wiedervereinigung verlieh dem trockenen Thema Geschichte neues Leben.
Die Religionsklasse näherte sich Rom auf facettenreiche Weise: Sie beleuchtete die „Ewige Stadt“ nicht nur als Zentrum des Christentums, sondern setzte sich auch kritisch mit den Extremen des Glaubens in der Vergangenheit auseinander.
Themen wie Märtyrertum, Hinrichtungen und die Frage nach der Macht, die Rom als religiöse Metropole über Jahrhunderte ausstrahlte, standen ebenso im Fokus wie die Belastungen des modernen Massentourismus und die teils inszenierte Aura der Stadt. Diese vielschichtige Auseinandersetzung ermöglichte einen Blick auf Rom, der sowohl die Faszination als auch die Herausforderungen der Stadt als historisches und spirituelles Zentrum offenlegte.
Die Präsentation über Frankfurts Finanzwelt, die von der Klasse 12a mit dem Schwerpunkt Wirtschaft im Rahmen ihrer Reise nach Frankfurt erstellt wurde, konzentrierte sich auf die Rolle der Deutschen Bundesbank, die Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank und die Entwicklung der Geldpolitik.
Doch nicht nur in fernen Städten, sondern auch im Wasser fand Lernen statt: Das Surfcamp an der Atlantikküste ermöglichte den Schüler*innen des Faches Sport, die Theorie auf die Wellen zu bringen. Hier spürten sie, was es heißt, ein Ziel zu verfolgen, über die eigenen Grenzen zu gehen – und dabei das Vertrauen und die Stärke der Gruppe zu nutzen. Dieser sportliche Abstecher fernab des Schulalltags offenbarte die wertvollen Lektionen, die das Klassenzimmer oft nicht vermitteln kann.
Auch die Erzieherfachschule trug im „Fliegenden Klassenzimmer“ ihren Teil zu den beeindruckenden Projekten bei und setzte dabei auf kreative und ermutigende Botschaften für die Arbeit mit Kindern. Mit einem unterhaltsamer LEGO Stop-Motion-Film machten die Schüler*innen deutlich, wie wichtig es ist, Kindern das Vertrauen in die eigenen Talente zu vermitteln und sie dazu zu ermutigen, ihre individuellen Stärken zu entdecken. In liebevoll gestalteten Szenen zeigten sie, dass jedes Kind etwas Besonderes beitragen kann und dass es wertvoll ist, dieses Potenzial zu fördern.
Ein weiteres Projekt widmete sich dem Kinderbuch Die Wette. In dieser einfühlsamen Inszenierung wurde die Bedeutung von Liebe und Geduld im Entwicklungsprozess eines Kindes thematisiert. Die Geschichte des Buches, das die Herausforderungen des Heranwachsens aufgreift, unterstreicht, wie wichtig es ist, Kindern Raum für Entfaltung zu geben und ihnen mit Verständnis zu begegnen. In ihrer Aufführung verdeutlichten die Schüler*innen der Erzieherfachschule, wie man durch achtsame Erziehung das Vertrauen der Kinder in sich selbst stärken kann und dabei eine stabile Basis für ihr Wachstum schafft.
Schulleiter Wolfgang Lang zeigte sich beeindruckt von der kreativen Kraft, die sich aus diesem außergewöhnlichen Lernkonzept entfaltet hatte. „Das Fliegende Klassenzimmer" bringt die Schüler*innen in ihre Themen hinein und fördert die Selbstständigkeit, das Selbstbewusstsein und die Freude am Lernen,“ betonte Lang am Ende des Abends. Dieser Präsentationsabend spiegelte wider, wie intensiv und lebendig Lernen sein kann – ein Lernen, das Kopf, Herz und Hand gleichermaßen berührt und den Schülerinnen langfristig bleibt.